Dies ist der letzte Schritt einer groß angelegten Sanierungsmaßnahme. Der Landkreis hat dann rund 2,7 Mio Euro investiert, um alle schadstoffbelasteten Gebäude abzureißen, den Boden auszukoffern und das Grundwasser zu reinigen, das Land Niedersachsen beteiligt sich zur Hälfte an den Kosten.
Mit der Grundwasserreinigungsanlage (GWRA) wird das verunreinigte Grundwasser so lange gereinigt, bis die Qualität wieder den vorgegebenen Standards entspricht.
Um dieses Ziel zu erreichen bzw. das Grundwasser zu behandeln, muss es an die Oberfläche gelangen. Hierzu wurde im Frühjahr 2020 ein 20 m tiefer Brunnen gebohrt, der das verunreinigte Grundwasser erfasst und in die GWRA fördert.
Die GWRA besteht aus einem Container mit der erforderlichen Anlagentechnik, einem Kiesfilter (Ausfällung von Eisen) sowie zwei Wasseraktivkohlefilter (Eliminierung von Leichtflüchtigen Chlorierten Kohlenwasserstoffen (LCKW)). Der Erfolg der Maßnahme wird kontinuierlich über ein mittlerweile gut ausgebautes Netz von Grundwassermessstellen, sowohl in der näheren als auch weiteren Umgebung, durch den Landkreis überwacht. Die Reinigungsleistung der GWRA ist so ausgelegt, das eine Einleitung des behandelten Grundwassers in die nahe gelegene Oste möglich ist.
Die Qualität des eingeleiteten Wassers wird sowohl mit hohem technischen Aufwand dauerhaft fernüberwacht, als auch in einem engmaschigen Turnus analytisch vom Wasserlabor des Landkreises begleitet. „Je nach Sanierungsfortschritt kann sich die Maßnahme Monate bis Jahre hinziehen. Eine genaue Aussage kann dazu nicht getroffen werden, hier ist einfach Geduld gefragt.“, erläutert Landrat Luttmann. „Am Ende aber haben sich die Investitionen in die Sanierung gelohnt, Grundstück und Grundwasser sind nachhaltig von Schadstoffen befreit. Mein Dank geht auch an das Land Niedersachsen mit seinem Umweltministerium, das uns bei diesem Projekt finanziell unterstützt hat.“
Geschichte der Sanierung
Auf dem Betriebsgrundstück einer ehemaligen chemischen Reinigung und Färberei in Sittensen wurde Anfang der neunziger Jahre ein LCKW-Schaden festgestellt. LCKW’s sind Leichtflüchtige Chlorierte Kohlenwasserstoffe. Sie sind Ausgangsstoffe für die Kunststoffproduktion und dienen bzw. dienten als Lösungs- bzw. Reinigungsmittel.
Nach weitergehenden Untersuchungen durch den Landkreis Rotenburg (Wümme) wurde die Sanierung des Schadens angeordnet. Aufgrund der auf dem Grundstück vorhandenen Bebauung konnte seinerzeit eine Bodensanierung lediglich in dem zugänglichen Bereich der havarierten unterirdischen Tanks durchgeführt werden, in denen Per- und Trichlorethen lagerte. Das Grundwasser wurde anschließend versucht mittels „Enhanced Natural Attenuation“ (ENA) zu sanieren. Untersuchungen des Grundwassers in den Folgejahren zeigten jedoch im Rahmen eines umfangreichen Monitoringprogramms, dass offensichtlich noch ein erhebliches Schadstoffpotential verblieben war. Ein nachhaltiger Sanierungserfolg stellte sich durch ENA nicht ein.
Im Rahmen einer vom Landkreis Rotenburg (Wümme) in Auftrag gegebenen Sanierungsvariantenstudie 2015 wurde die Sanierungsnotwendigkeit mittels einer „großen Lösung“ angedacht und unterschiedliche Sanierungsvarianten verglichen. Da bislang kein ausreichend natürlicher Abbau der LCKW erfolgte, bestand die berechtigte Sorge, dass sich über „kurz oder lang“ das Schadstoffpotential im Untergrund sowohl in nördliche Richtung ausdehnt, als auch in tieferliegende Bereiche verlagert. Somit war die Entscheidung für die sogenannte „große Lösung“ in drei Schritten gefallen: 1.) Abriss aller schadstoffbelasteten Gebäude (Start Winter 2017), 2.) Auskoffern des verunreinigten Bodens (Herbst 2018), 3.) Sanierung der Restbelastung im Grundwasser (Start Juli 2020).