Im letzten Jahr standen sowohl die regionale Wirtschaft als auch die Verwaltung vor vielen Herausforderungen. Corona und der russische Angriffskrieg sind zwei der zentralen Themen, die eine große Auswirkung auf den Arbeitsmarkt im Landkreis hatten. Dazu kam die Einführung des Bürgergelds, die das Jobcenter in kürzester Zeit umsetzen musste. Dennoch konnten viele Kunden, darunter auch Langzeitbezieher, an Unternehmen vermittelt werden. Das Jobcenter zieht deshalb insgesamt ein positives Fazit 2022.
Neueinstellungen in der zweiten Jahreshälfte zurückgestellt
Der Arbeitsmarkt erwies sich im letzten Jahr zwar noch als robust, jedoch ist für den Personenkreis des SBG II feststellbar, dass immer mehr Unternehmen geplante Neueinstellungen in der zweiten Jahreshälfte 2022 zurückgestellt haben.
Geflüchtete als neue Jobcenterkunden
Die hohe Zahl der Geflüchteten, die seit dem 01.06.22 Anspruch auf SGB II Leistungen haben, prägen die Arbeit des Jobcenters – ohne dabei aber alle anderen Kundinnen und Kunden aus dem Auge zu verlieren.
Der Übergang der Geflüchteten aus dem Asylbewerberleistungsgesetz in das SGB II System spiegelt sich auch in den Arbeitsmarktkennzahlen für 2022 wieder. So ist im Landkreis die Zahl der Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II von Dezember 2021 bis Dezember 2022 von 1.626 um 383 Personen auf 2.009 gestiegen.
Arbeitslosenquote gestiegen
Die Arbeitslosenquote SGB II ist im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise von Dezember 2021 bis Dezember 2022 von 1,8 % auf 2,2 % gestiegen.
Die aktuelle Arbeitslosenquote SGB II liegt mit 2,2% jedoch weiterhin deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 3,8%. Auch die Zahl der Familien (sog. Bedarfsgemeinschaften), die das Jobcenter betreut, ist im Dezember 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 19% gestiegen.
In dieser Zahl sind 598 Bedarfsgemeinschaften enthalten, bei denen mindestens ein Mitglied ein Geflüchteter aus der Ukraine ist. Betrachtet man diese Kennzahl ohne die Geflüchteten aus der Ukraine, wird ein leichter Rückgang um 74 Bedarfsgemeinschaften (-2,6 Prozent) erkennbar.
Stabiler Arbeitsmarkt
Aufgrund der Branchenzusammensetzung im Landkreis – vor allem geprägt durch Nahrungsmittelverarbeitung, Logistik und Gesundheitssektor – verhielt sich der Arbeitsmarkt im Jahr 2022 trotz vieler wirtschaftlicher Herausforderungen recht stabil.
Dieses zeigt auch die Zahl der erfolgreichen Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt. Im Jahr 2022 ist in 901 Fällen die Integration in den ersten Arbeitsmarkt gelungen, damit liegt die Integrationsquote bei 24,0%.
Neueinstellungen waren möglich
Aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten liegt die Anzahl der Arbeitsmarktintegrationen zwar unter dem Wert aus 2021, da waren es genau 100 Integrationen mehr.
Dennoch waren für das Jobcenter trotz einer gewissen Zurückhaltung der Unternehmen hinsichtlich Neueinstellungen von SGB II Leistungsbeziehern auch im Jahr 2022 Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt möglich.
Menschen aus längerer Arbeitslosigkeit vermittelt
Besonders erfreulich ist, dass auch Langzeitleistungsbezieher, also Menschen, die bereits länger keine Beschäftigung mehr haben, trotz der aktuellen Situation eine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt finden.
Die Zahl der Langzeitleistungsbezieher ist im Landkreis in 2022 deutlich gesunken. Waren im Dezember 2021 noch 2.507 Kunden im Langzeitleistungsbezug, so sank die Zahl bis Dezember 2022 auf 2.282 (-9 Prozent).
Ziele für 2023 – Dauerhafte Vermittlung
Auch im aktuellen Jahr ist das Ziel des Landkreises, SGB II-Kunden dauerhaft aus der Hilfebedürftigkeit zu führen, vor allem durch nachhaltige und existenzsichernde Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Es besteht weiterhin Bedarf an Arbeitskräften in unserer Region, insbesondere auch im Helferbereich.
Umsetzung der Bürgergeldreform
Hinzu kommt in 2023 die Umsetzung der Bürgergeldreform, wobei nach wie vor eine bürgerorientierte Beratung der Kundinnen und Kunden des Jobcenters im Hinblick auf eine kooperative Zusammenarbeit im Vordergrund steht.
Neukunden im Fokus – Integrations- und Sprachangebote
Im Jahr 2023 steht die Entwicklung von Arbeitsmarktstrategien für eine Vielzahl von Neukunden, insbesondere Geflüchtete aus der Ukraine, bei deutlich reduzierten finanziellen Mitteln des Bundes pro Kunde im Fokus der Arbeit des Jobcenters.
Für eine erfolgreiche Integration der Geflüchteten aus der Ukraine in Arbeit ist dabei auch von großer Bedeutung, ob das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge für eine ausreichende Finanzierung an Integrations- und Sprachkursangeboten im Landkreis sorgen wird, und die Anerkennung von beruflichen Qualifikationen zügig erfolgen kann.
Gleichzeitig wird das Jobcenter aber wie bisher auch für alle Kundinnen und Kunden da sein.
Optimistischer Blick in die Zukunft
Sozialdezernentin Imke Colshorn schaut optimistisch in die Zukunft. „Trotz der sehr großen Herausforderungen werden alle Kundinnen und Kunden des kommunalen Jobcenters auch weiterhin eine unterstützende Beratung erhalten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben im letzten Jahr gezeigt, dass sie auch in schwierigen Zeiten mit großem Engagement für alle Kunden des Jobcenters da sind. Nur so war binnen kürzester Zeit die Aufnahme von zusätzlich 1.370 Geflüchteten aus der Ukraine in das SGB II System möglich.“