Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Klimawandel, Landwirtschaft, Verkehrswende, Europawahl, 2019 sind viele Menschen auf die Straße gegangen und haben ihre Meinung vehement vertreten, auch bei uns im Landkreis. Unsere Gesellschaft ist im Wandel und gerade dabei, die Grundsätze für ein gemeinsames Leben zur Diskussion zu stellen und neu zu verhandeln.
Die Landwirte gehen auf die Straße, um ihren Unmut gegen die Verschärfungen der Düngeverordnung und weiteren Einschränkungen in ihre Arbeit zu zeigen. Sie fordern mehr Wertschätzung, Verständnis und sachliche Diskussionen, insbesondere auch zur Grundwasserproblematik. Zusammen mit dem Landkreis arbeiten die Betriebe vor Ort bereits seit längerer Zeit an Lösungen und beteiligen sich an gemeinsamen Projekten zur Verbesserung der Bodenökologie. So wird beispielsweise getestet, wie durch die Nutzung alternativer Düngesysteme ein besserer Aufschluss im Boden befindlicher Nährstoffe erreicht und auf die Zugabe von Mineraldünger verzichtet werden kann.
In einem weiteren Kooperationsprojekt reagieren die Landwirte auf die Klimaschutzforderungen und ersetzen Mais durch Gülle in den Biogasanlagen. Neben der Reduzierung der Flächen für den Mais-anbau ist unser Ziel, die Methanemissionen der Gülle in der Biogasanlage auf ein Minimum zu reduzieren und diese sinnvoll für die Produktion erneuerbarer Energien zu nutzen.
Unsere Landwirte und Unternehmen sind bei Ihrer Arbeit auf eine gute digitale Anbindung angewiesen. Für die Bürgerinnen und Bürger ist eine gute Internetanbindung auch in ihrer Freizeit unverzichtbar. Aus diesem Grund lag einer unserer Schwerpunkte auch in diesem Jahr wieder auf dem weiteren Ausbau des Breitbandnetzes. Wir wollen zukünftig möglichst nahezu alle Anschlüsse mit Glasfaser versorgen. Derzeit lassen die Regularien eine großflächigere Förderung noch nicht zu, auf Bundeebene wird jedoch an deren Anpassung gearbeitet. Mit der jetzt vorgestellten Digitalstrategie hat der Landkreis die Weichen dafür gestellt, die digitalen Infrastrukturen entsprechend der rechtlichen Möglichkeiten zeitnah weiterzuentwickeln und mit dem weiteren Ausbau schnell starten zu können. Im Blick haben wir auch die Tätigkeiten von Bund und Land beim Abbau der weißen Flecken im Mobilfunknetz.
Auch innerhalb der Verwaltung müssen neue Strukturen geschaffen werden, um den Anforderungen der Digitalisierung gerecht zu werden, digitale Akten, Onlineformulare und Anträge oder Onlinebezahlung sind nur einige Stichworte, mit denen wir uns beschäftigen. Für diesen Themenbereich wurde das Amt für Digitalisierung eingerichtet, das am 1. Januar 2020 an den Start geht.
Für sehr viele Familien, bei denen die Kinder mit dem Bus zur Schule fahren, war in diesem Jahr die Fahrplanumstellung im ÖPNV das große Thema. Zum 1. August 2019 mussten die Liniennetze des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Landkreis neu konzessioniert und vergeben werden. Ziel war, die bestehenden Busverbindungen zu optimieren und neue Verbindungen zu schaffen. Leider gab es hier sehr viele Anlaufschwierigkeiten, die sowohl für Eltern und Schulen aber auch für die Busunternehmen eine große Herausforderung darstellten. Der Landkreis war eine der zentralen Anlaufstellen für Beschwerden und meine Mitarbeiter haben mit viel Empathie und Einsatz das Beschwerdemanagement geführt und vermittelt. Änderungen wurden in neuen Fahrplänen nach den Herbstferien und zum Fahrplanwechsel am 15.12.2019 umgesetzt. Auch im zweiten Halbjahr 2020 wird es noch Anpassungen geben. Wir stehen weiterhin mit den Schulen und Busunternehmen im Gespräch und tauschen uns regelmäßig aus.
Auf der Schiene gab es zum 15. Dezember 2019 eine positive Neuerung mit dem Beitritt zum HVV-Tarif. Viele Pendler, die mit dem Zug Richtung Hamburg fahren, können sich über preisgünstigere Wochen-, Monats- und Jahreskarten freuen. Zusammen mit den an der Strecke liegenden Städten und Gemeinden haben wir das Thema nach langen Jahren der Diskussion endlich zu einem guten Abschluss führen können.
Positiv ist auch die Entwicklung des Ehrenamtes in unserem Landkreis. Das freiwillige Engagement ist nach wie vor sehr hoch, nahezu jeder Zweite ist bereits ehrenamtlich engagiert. Es ist offensichtlich, dass die Freiwilligen Dank ihrer Aktivitäten das Rückgrat unseres Zusammenlebens sind. Wir sehen jedoch, dass es zunehmend schwerer wird, vakante Vorstandsposten in Vereinen neu zu besetzen. Dies liegt jedoch nicht an einem Rückgang des freiwilligen Engagements insgesamt. Es liegt vielmehr daran, dass die Bandbreite des Engagements zugenommen hat und es einen großen Wettbewerb um Freiwillige gibt. Wir möchten mit den Angeboten der Koordinierungsstelle Ehrenamt die Vereine stärken und sie fit für die Zukunft machen, damit sie auch weiterhin attraktiv für Freiwillige bleiben. Besonderes Lob haben sich in diesem Jahr die Mitglieder der Kreisfeuerwehrbereitschaft Süd für ihren Einsatz beim Waldbrand in der Nähe von Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern verdient. Hier gab es viele positive Rückmeldungen aus der dortigen Bevölkerung. An der Spitze der Kreisfeuerwehr löste Peter Dettmer den langjährigen Kreisbrandmeister Jürgen Lemmermann ab, der seit 2001 diese Amt ausgeübt und sich mit viel Sachverstand und großem Engagement für die Feuerwehr eingesetzt hat.
Vielen Dank an beide und auch an alle anderen, die sich - wo auch immer im Landkreis - ehrenamtlich engagieren.
Zum Abschluss möchte ich noch einen kurzen Ausblick auf das neue Jahr werfen. Viele Themen aus dem alten Jahr finden in 2020 ihren Abschluss, wie zum Beispiel der Bau des Radweges von Kirchwalsede nach Lüdingen und der Bau der Ortsdurchfahrt Horstedt, die Ausweisung der Naturschutzgebiete „Ostetal mit Nebenbächen“, „Wümmeniederung mit Rodau, Wiedau und Trochelbach“ und „Haaßeler Bruch“ sowie die Verabschiedung des Regionalen Raumordnungsprogrammes.
Große Bauprojekte in 2020 sind der Neubau des Gymnasiums und der BBS in Bremervörde, des Radwegs von Wense bis Viehbrock und die Erneuerung der Wümmebrücke in Lauenbrück. Eine weitere bauliche Herausforderung ist auch die Sanierung der 50 Kilometer Moorstraßen, die aufgrund der letzten heißen Sommer stark in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Schon in diesem Jahr investierten meine Mitarbeiter im Sozialamt mit großem Engagement viel Zeit, um die Umsetzung der 3. Stufe des Bundesteilhabegesetzes (BTHG), die am 1. Januar 2020 in Kraft tritt, vorzubereiten. Das BTHG ist eine der größten Sozialrechtsreformen seit Bestehen der Bundesrepublik. Sie läutet einen Paradigmenwechsel in der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen ein, indem sie den Menschen mit Behinderung in den Mittelpunkt stellt und ihn bei allen Schritten beteiligt. Die Umsetzung dieser Reform ist mit einer Unmenge an Bürokratie verbunden, die Verwaltungen, Einrichtungen, Betreuer und die Menschen mit Behinderungen vor große Herausforderungen gestellt hat und noch stellen wird. Allein zum Jahreswechsel müssen wir tausende Bescheide neu erstellen und verschicken. Aufgrund der sehr guten Vorbereitung sind wir für diesen neuen Schritt gut aufgestellt und können so die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen verbessern.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein frohes neues Jahr, Gesundheit und Zufriedenheit und einen guten Rutsch.
Landrat
Hermann Luttmann