Vorgestellt wurden verschiedene Ansätze, wie eine Reduzierung der N- und P- Düngung durch Verbesserung der Bodenstruktur, durch Humusaufbau und durch Effizienzsteigerung der organischen Düngung erreicht und umgesetzt werden kann.
Projekt BIOCAS - Projektbeteiligte
Im Frühjahr 2019 startete mit Partnern des europäischen Nordseeraum- Projektes „BIOCAS“ ein mehrjähriger Düngungsvergleich auf der Praxisfläche des Betriebes Hermann Cordes in Wilstedt, erläuterte eingangs Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer vom 3N Kompetenzzentrum. Das 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V. lud nun als Projektkoordinator zusammen mit den beteiligten Landwirten, dem Landkreis Rotenburg, und im Verbund mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die die Versuchsdurchführung übernommen hat, sowie den beteiligten Unternehmen aus der Region, aus Österreich und den Niederlanden zur Besichtigung der Feldversuche und zum Erfahrungsaustauch ein.
Klimawandel und Ackerbaustrategie
„Ein gezielter Humusaufbau und eine effiziente Nährstoffausnutzung sind wichtige Voraussetzungen um den Grundwasserschutz zu gewährleisten und den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, was ganz im Sinne der niedersächsischen Ackerbaustrategie ist“, unterstrich Christopher Straeter aus dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz die Bedeutung der Aktivitäten.
Veränderte Anforderungen
Auch Ulrike Jungemann vom Landkreis Rotenburg (Wümme) ging auf die veränderten Anforderungen an die Landwirtschaft ein, die sich unter anderem aus der Nährstoffüberschusssituation im Landkreis und aus den Anforderungen an den Gewässer- und Bodenschutz ergäben. „Heute sehen wir ein sehr gutes Beispiel, wie Landwirte in unserer Region aktiv an Lösungen arbeiten und nachhaltige Anbaukonzepte umsetzen“, zeigte sich Jungemann erfreut und wies in diesem Zusammenhang auch auf die langjährige Vorarbeit der Bioenergie Initiative der Region hin.
Fruchtfolge, Humusaufbau und Klimaschutz
In der einleitenden Vortragssektion wurde von den Fachreferenten das Zusammenwirken von Fruchtfolge, Humusaufbau und Klimaschutz zunächst intensiv beleuchtet.
Wie Bodennährstoffe effizienter genutzt werden können, erläutert eindrucksvoll der Bodenexperte Hans Unterfrauner, von der TB Unterfrauner GmbH aus Wien.
„Bodenfruchtbarkeit ist mehr als die Versorgung mit Stickstoff, Phosphor und Kalium“, so der Referent, „daher reiche die übliche Nährstoff-und ph-Wert Bestimmung nicht aus, um ein umfassendes Bild vom Bodenzustand und vor allem von der biologischen Bodenaktivität zu erhalten“.
Bei der Unterfrauner Analytik werden weitere Parameter, wie Bodenfarbe und Bodenstruktur sowie verschiedene bodenphysikalische Werte ermittelt und das Verhältnis der Nährstoffe zueinander bewertet. Ein niedriger pH Wert habe negative Auswirkungen auf die Vielfalt der Bodenorganismen, wie die langjährigen Versuche gezeigt hätten. Hier setzte das „AKRA“-Düngesystem an, das mit speziellen Mischungen aus Gips, Calciumcarbonat und Dolomit arbeitet.
Ziel sei es, die Bodenaggregate zu stabilisieren. „Fruchtfolgen mit Sommerungen und der gezielte Humusaufbau sind weitere wichtige Voraussetzungen für ein vitales Bodenleben“, so der Referent. Durch die Verbesserung des Bodenzustandes können Pflanzenbestände mit weniger N und P Düngung auskommen und längere Trockenperioden deutlich besser überstehen, berichtete Unterfrauner.
Erfahrungsbericht - Gülle mit Mikroorganismen
Einen Erfahrungsbericht aus den Niederlanden zur Vorbehandlung von Gülle mit Mikroorganismen gab Pe Schuiringa von Rinagro BV. Eine Verbesserung der Nährstoffverfügbarkeit werde durch den ansäuernden Güllezusatz erreicht, was nach einer mindestens siebentägigen Einwirkungszeit zu einer Ammoniumerhöhung und Geruchsreduktion der Gülle führe. Auch als Futterzusatz angewandt habe man durch die Mikroorganismen eine Verbesserung der Tiergesundheit und geringere Stallemissionen beobachtet.
Humusaufbau durch Fruchtfolgen
Ergebnisse zum Humusaufbau durch Fruchtfolgen und Zwischenfrüchte stellt anschließend Christoph Felgentreu von der Deutschen Saatveredelung AG vor.
Als eine Hauptaufgabe des Landwirtes zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit bezeichnete der Referent den Erhalt einer möglichst langen Bodenbedeckung, die beispielsweise durch Zwischenfrüchte und Mulchsaat erreicht werde. So bestehe ein positiver Zusammenhang zwischen Bodenbedeckung und Düngewirkung. Ein Vergleich von Zwischenfrüchten habe deutliche Unterschiede bei der Entwicklung der Wurzelmasse und der Stickstoffeffizienz gezeigt.
Senf als Zwischensaat sei dabei den Vergleichsmischungen unterlegen. Mit zunehmender Diversität der Zwischenfruchtmischungen steige auch die Nährstoffbereitstellung für die Folgefrucht und die C-Produktion, wie erste Auswertungen des mehrjährigen Forschungsprojektes „BONARES“ ergaben. „Wer mit der Bodenpflege aufhört, um Geld zu sparen, kann genauso gut seine Uhr anhalten, um Zeit zu sparen“, so das abschließende Fazit des Referenten.
Feldbegehung
Düngungsversuche
Die ausführliche Vorstellung der Düngungsversuche übernahm Versuchsleiter Holger Oest von der Bezirksstelle Bremervörde der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, der auch bei der anschließenden Feldbegehung die Bestandsentwicklung erläuterte. In allen Varianten zeige die Pflanzentwicklung ein relativ einheitliches Bild, das von der sommerlichen Trockenperiode in der Region mit geprägt wurde, so Oest. Angelegt wurden auf der Praxisfläche drei Düngevarianten im Vergleich zur konventionellen Düngeempfehlung zu Zuckerrüben. Die Zuckerüben werden im Betrieb zur Biogaserzeugung verwendet.
Bei der Variante AKRA-Düngung erfolgte zunächst eine Bodenansprache nach der Methode Unterfrauner. Das Düngekonzept umfasste eine um 15% reduzierte N Zufuhr sowie den Einsatz von speziell vermahlenen Kalkdüngern und biologischen Präparaten zur Saatgutbehandlung und Stärkung der Pflanzen- und Bodenvitalität.
In der Variante LWK- Premium wurde in Anlehnung zur AKRA- Methode verfahren, jedoch wurde zur Erhöhung des pH-Wertes die Kalkdüngung mit handelsüblichen Produkten durchgeführt, ebenso wie der Nährstoffausgleich. Getestet wurde ferner die Vorbehandlung von Gülle mit dem Präparat AgriMestMix, was zu höheren Ammoniumgehalten führte.
Ob durch die unterschiedlichen Düngesysteme der Einsatz von Mineraldünger bei gleichen Erträgen dauerhaft reduziert werden kann, soll die unmittelbar bevorstehende Ertragsermittlung und der Vergleich in der Fruchtfolge zeigen, so Oest. Nach der diesjährigen Biogasrübe werde Weizen angebaut.
Sortenversuch zu Zuckerrüben
Ergänzend wurde ein Sortenversuch zu Zuckerrüben von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen vorgestellt. Des Weiteren konnten sich die Besucher an den weiteren Infostationen anhand eines Bodenprofils zur Bodenfruchtbarkeit und Bodenansprache informieren und erhielten Informationen zum Zwischenfruchtanbau und Einblicke in die Durchwurzelungsleistung von Zwischenfrucht-Mischungen.
Die beteiligten Unternehmen und die Projektpartner waren mit Ansprechpartnern vor Ort und standen für Auskünfte und Diskussionen zur Verfügung, was auch intensiv von den Teilnehmern der Veranstaltung genutzt wurde.
(Quelle PM 3 N)