Der gerade einmal achtzehnjährige Herzog Albrecht Friedrich von Preußen gab am 4. April 1571 als einer seiner ersten Amtshandlung nach seinem Regierungsantritt bekannt, „dass er es für nützlich und ratsam erachtet habe, zum Wachstum und zur Verbesserung seines Fürstentums eine neue Stadt im Amte Angerburg vor dem Schloss anzulegen, welche forthin Angerburg genannt werden solle.“ Dieser Gründungsakt jährt sich in diesem Jahr zum 450. Mal. Die Stadt Angerburg, die eine wechselvolle Geschichte erlebt hat und von ihren heutigen Bewohnern Węgorzewo genannt wird, hatte bereits im vergangenen Jahr mit den Planungen der Feierlichkeiten zu diesem Stadtjubiläum begonnen.
Selbstverständlich war zum Jubiläumsfestakt auch eine Delegation des Landkreises Rotenburg (Wümme) eingeladen. Angerburg und der Landkreis Rotenburg (Wümme) sind seit 1954 auf verschiedene Weise verbunden. Am 16. September 1954 beschloss der Kreistag des damaligen Landkreises Rotenburg (Hannover) die Übernahme der Patenschaft für den zu jener Zeit unter polnischer Verwaltung stehenden Landkreis Angerburg in Ostpreußen. Kurz nach der politischen Wende kam es zu ersten Kontaktaufnahmen zwischen Vertretern des Landkreises Rotenburg (Wümme) und den Verantwortlichen in Węgorzewo. 1994 besuchte erstmals eine Schülergruppe aus Angerburg das Ratsgymnasium Rotenburg zum Schüleraustausch. Seitdem erfolgen jährlich wechselnde gegenseitige Besuche in Angerburg und Rotenburg (Wümme), die nur durch die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr unterbrochen wurden und in diesem Jahr mit einem Besuch aus Angerburg fortgesetzt werden können, sofern die pandemische Entwicklung dies zulässt. Der Schüleraustausch ist mittlerweile so beliebt, dass aus organisatorischen Gründen nicht alle interessierten Schüler für den Austausch berücksichtig werden können.
Seit 1996 besteht eine Partnerschaft zwischen der Stadt Angerburg und dem Landkreis. Nachdem auf polnischer Seite durch eine Gebietsreform wieder ein Landkreis Węgorzewo gebildet wurde, besteht seit 2004 auch eine Zusammenarbeit mit dieser Verwaltungseinheit.
Unter Leitung des Ersten Kreisrates Dr. Torsten Lühring reiste eine kleine Abordnung nach Polen, zu der die Kreistagsabgeordneten Ernst Behrens aus Westeresch und Klaus Mangels aus Altstedt sowie Michael Meyer von der Landkreisverwaltung gehörten. Die Stadt Węgorzewo hatte ein umfangreiches Besuchsprogramm vorbereitet, in dessen Mittelpunkt ein Festakt am Sonnabend stand. Nachdem verdiente Bürger Węgorzewos ausgezeichnet worden waren, überbrachte Erster Kreisrat Dr. Lühring die herzlichen Glückwünsche aus Rotenburg. Er erinnerte in seiner Ansprache auf dem gut besuchten Festplatz an die wechselvolle Geschichte der Stadt. „Angerburg heißt heute Węgorzewo. Aber das Wappen dieser Stadt ist seit 1571 gleichgeblieben und verbindet heute die ehemaligen deutschen mit den heutigen polnischen Einwohnern der Stadt.“ Als Geschenk überreichte Dr. Lühring eine Aufnahme des damaligen preußischen Finanzamtes in Angerburg aus dem Jahre 1930, in dessen Gebäude heute die Stadtverwaltung untergebracht ist, sowie eine Erinnerungstafel, die auf die Stadtgründung sowie den Beginn der Partnerschaft vor 25 Jahren hinweist. Bürgermeister Krzysztof Kolaszewski bedankte sich herzlich und betonte die Bedeutung der Partnerschaft.
Gemeinsam mit den anderen angereisten Delegationen aus Polen, Litauen, Moldawien und der Ukraine sowie den Einwohnern der Stadt wurde das 450. Jubiläum unter Einhaltung der dortigen Corona-Bestimmunen ausgelassen gefeiert.